Sechs Wochen Auslandserfahrung, über 10.000 Schüler:innen, elf Standorte – und mittendrin: unsere zwei Azubis, Clemens Trost und Kevin Venzke. Was die beiden während ihres Erasmus-Aufenthalts erlebt haben, erzählen sie euch in diesem Blogbeitrag:
Erasmus in England: Zwischen IT-Tickets, Geistertouren und echtem Teamgeist
Im Rahmen des Erasmus+-Programms durften wir im April und Mai 2025 für mehrere Wochen das IT-Team des West Notts College in Mansfield, England, unterstützen. Was wir erlebt haben? Einen Arbeitsalltag mit echten Herausforderungen, spannende technische Projekte, neue kulturelle Perspektiven – und sogar eine Begegnung mit einem (vermeintlichen) Geist in York.
Unser Alltag: IT auf britisch – groß, vielseitig, überraschend
Wer denkt, ein Praktikum im Ausland bedeutet Kaffee kochen oder Zuschauen, der irrt sich. Unser Tag startete morgens um 8:30 Uhr und endete gegen 17:00 Uhr. Dazwischen lag alles, was auch eine große interne IT-Abteilung ausmacht: Wir reparierten Access Points, suchten Fehler an Patchpanels, halfen beim Notebook-Rollout für mehrere tausend Schüler:innen und lernten, wie IT auf Skalierung funktioniert.
Ein besonderes Highlight war die Arbeit mit AD Audit Plus, einer Auditing-Lösung, die verdächtige Aktivitäten im Active Directory erkennt. Unsere Aufgabe: Die Zahl der False Positives so weit zu reduzieren, dass nur sicherheitsrelevante Meldungen automatisiert ins interne Ticketsystem weitergeleitet werden – eine gute Übung in Sachen IT-Sicherheit, Analyse und Automatisierung.
Doch nicht nur die Technik hatte es in sich. Auch der ganz normale Alltag brachte Situationen mit echtem Lernpotenzial: Etwa, als wir kurzzeitig allein für das Service Desk zuständig waren und prompt eine Nutzerin mit WLAN-Problemen Hilfe erwartete. Das Problem mussten wir erst einmal identifizieren, um es zu lösen, aber wir haben gelernt, wie wichtig Ruhe, Kommunikation und eine gewisse Portion Selbstbewusstsein in solchen Situationen sind. Ganz getreu dem Motto „Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit.“ – Na gut, völlig ahnungslos waren wir natürlich nicht, dennoch benötigten wir etwas Zeit zum Ertüfteln.
Kreativität statt Luxus: IT mit Augenmaß
Was uns besonders beeindruckt hat, war der Umgang mit begrenzten Mitteln. Anstatt ständig neue Geräte zu kaufen, setzt das College auf kreative Lösungen: gespendete Hardware wird aufbereitet und wiederverwendet – nachhaltig und effizient. Auch Speziallösungen, wie Braille-Computer für sehbeeinträchtigte Schüler:innen, waren im Einsatz. Für uns war das ein wertvoller Perspektivwechsel: Moderne IT braucht nicht immer das größte Budget, sondern vor allem gute Ideen und ein engagiertes Team.
Zwischen Unterkunftswechsel und Kulturerlebnis: Auf nach York!
Eigentlich hatten wir unsere Unterkunft für den gesamten Zeitraum fest gebucht – doch kurz vor der Abreise wurde der Preis plötzlich um 1.000 Euro erhöht. Ganz klar: nicht tragbar! Nach kurzer Recherche fanden wir eine Alternative: die Fairview Farm in Ravenshead. Idyllisch, aber leider nicht durchgängig verfügbar – also standen für uns zwei Zwischenumzüge an.
Als uns durch einen dieser Gaps zwei freie Tage ermöglicht wurden, entschieden wir uns kurzerhand für einen Städtetrip nach York – und der hatte es in sich! Von der beeindruckenden Stadtmauer über ein abendliches Metal-Konzert im Minster bis hin zu einem Besuch im Pub „Valhalla“ – York ist eine Stadt voller Kontraste. Und Eichhörnchen. Wirklich viele, zutrauliche Eichhörnchen.
Abgerundet wurde unser Besuch durch eine abendliche Geisterführung – halb Comedy, halb Gänsehaut. Der Erzähler? Grauhaarig, britisch trocken und ein echtes Erlebnis. Sprachbarrieren inklusive, aber das machte es nur noch unterhaltsamer.
Noch mehr Abenteuer: Wildcamping im Lake District
Ganz nach dem Motto „Work hard, explore harder“ stand am folgenden Wochenende ein weiteres Highlight an: Zusammen mit dem „Expedition and Mountaineering Club“ des Colleges ging es zum Wildcamping in den Lake District und weiter auf den dortigen Berg “Pavey Ark“. Zelt, Wanderschuhe und Abenteuerlust – wir waren bereit.
Zurück nach Hause – mit dem Rad und vielen Geschichten im Gepäck
Die Rückreise nach Deutschland gestaltete Clemens passend zu seinem Nachhaltigkeitsansatz: mit dem Fahrrad – wie denn sonst? Zwei zusätzliche Urlaubstage ermöglichten ihm eine entspannte Heimkehr – pünktlich zum Start des nächsten Berufsschulblocks in Osnabrück.
Unser Fazit
Dieser Erasmus-Aufenthalt war weit mehr als nur ein Praktikum im Ausland. Es war eine Mischung aus Fachpraxis, interkulturellem Austausch, Improvisationstalent und jeder Menge persönlicher Entwicklung. Wir kehrten nicht nur mit neuen IT-Kenntnissen zurück, sondern auch mit Geschichten, die uns keiner mehr nehmen kann.
Unser Tipp: Wenn ihr die Chance auf ein Erasmus-Auslandspraktikum bekommt – nutzt sie! Es lohnt sich.