Alarm! Was bedeutet eigentlich Alarmierung?
Alarmierung, ein grober Begriff - beschreibt wenig, kann viel bewegen.
Der Begriff ist wichtig, manchmal gar existenzrettend - aber kaum thematisiert. Sicherheitsbeauftragte haben sicherlich täglich damit zu tun, aber für wen ist Alarmierung sonst noch wichtig, was ist damit möglich und was ist zu beachten?
Ich habe meine Kollegen im Service aufgesucht und sie gefragt, was sie unter Alarmierung verstehen - die Antwort war alles andere als kurz. Massig Begriffe wie Totmann-Schaltung, Notsignal, Brandmeldesystem, Lieferantensteuerung, Maschinenüberwachung, Prozessoptimierung, bekam ich zu hören.
Ich merkte schnell, dass der Begriff Alarmierung alleinstehend die möglichen Lösungen und Anwendungszwecke viel zu wenig beschreibt. Zuerst habe ich mich dazu entschlossen, den großen Bereich für mich aufs kleinste zu minimieren: Ein Alarm bedeutet im Grunde, dass, ausgelöst durch ein Ereignis, jemand oder etwas eine Meldung an jemanden oder etwas weitergibt. An sich simpel, aber doch so wichtig in der Wirkung.
Konkrete Anwendungsbeispiele von Alarmierungssystemen
Notsignale, „der Klassiker“
Jeder kennt sie, doch nur manch einer musste sie bereits betätigen - die roten Knöpfe, meist in Fluren vertreten, mit der dicken Überschrift Feuerwehr darauf. Die Funktion ist klar, es brennt, man haut auf den Knopf und die Hilfe kommt. Doch wer oder was sorgt dafür, dass dieser Knopf mit der Feuerwehr telefoniert?
Dahinter steckt ein Alarmierungssystem - Ein intelligenter Kasten, der vollkommen automatisiert dafür sorgt, dass ein vordefinierter Ablaufplan umgesetzt wird. Ein Ablaufplan, der verschiedene Mechanismen Ad-hoc und zeitgleich aktiviert. Bei der Feuerwehr geht nicht nur die Information ein, dass es brennt, sondern sie bekommt den genauen Standort des ausgelösten Alarms mitgeteilt, wie dieser ausgelöst wurde (durch Rauchmeldeanlagen oder durch Personen), welche Temperaturen bereits vorherrschen und wer zeitgleich mitbenachrichtigt wurde (z.B. Behörden bei Gefahrgutlagern), damit die geeigneten Maßnahmen ergriffen werden können.
Doch nicht jeder Druck auf einen Feueralarm erfolgt im Ernstfall. Als Beispiel anzuführen ist ein Kindergarten: Welches Kind findet einen rot leuchtenden Knopf nicht verlockend? Fehlalarme können sehr kostspielig sein und behindern im schlimmsten Fall die Hilfe für einen anderen Vorfall. Daher sieht man in manchen Konzepten eine Bestätigung des Alarmes vor. Wird ein Alarm ausgelöst, bekommt die befugte Person, die örtlich am nächsten ist, via DECT-Endgerät die Meldung, dass sie im betroffenen Bereich einen Alarm prüfen soll. Nach Überprüfung des Bereichs kann die Meldung bestätigt oder geschlossen werden.
Personenschutz, Sicherheit für Mitarbeiter
Es gibt Gewerbe, bei denen Alarmsysteme als Voraussetzung gelten. Die Sicherheitsbeauftragten der Firmen sind mit Totmann-Schaltungen vertraut, manchmal jedoch mit den Anforderungen an diese überfordert. Wenn zudem die Berufsgenossenschaft eine Besichtigung der Örtlichkeiten und Einsicht in die Sicherheitsmaßnahmen ankündigt, wird das Thema an sich alarmierend.
Mitarbeiter werden durch ein PNA-System (Personen-Notsignal-Anlagen) gesichert, sprich jeder Mitarbeit erhält ein DECT-Endgerät und kann durch ein flächendeckendes DECT-System geortet werden. Folgendes Szenario:
"Ein Arbeiter in der Eisengießerei verlässt seinen Arbeitsplatz, um sich bei den hohen Temperaturen im Werk einen Schluck Wasser zu gönnen und nutzt auch direkt die Möglichkeit, zur Toilette zu gehen. Dies tut er natürlich allein. Dem Mitarbeiter wird schwindelig, er versucht, sich am Waschbecken mit etwas kühlem Wasser im Gesicht, wach zu halten. Leider bleibt dies wirkungslos und der Mitarbeiter kollabiert auf dem WC, wo er lange unbemerkt und unversorgt verbleibt. Durch das DECT-Endgerät jedoch wird eine ungewöhnlich lange Ruhephase und horizontale Position registriert, die an das Alarmierungssystem unverzüglich weitergegeben wird. Mehrere Kollegen werden über ihr DECT-Handgerät informiert, an der gemeldeten Position nach ihrem Kollegen zu schauen."
Dieses Konzept lässt sich natürlich auf viele andere Szenarien und Funktionsweisen umsetzen. Viele Lösungen sind auch bereits BGE-konform und bekannt, sodass auch hier ein abnahmefähiger Standard erreicht werden kann. Da die Sicherheitsstandards nicht für jedes Unternehmen individuell festgelegt werden, geben Richtlinien nur einen Mindestansatz an Sicherheit vor.
Traurige Erkenntnis aus der Praxis:
Die Bereitschaft zur Aufrüstung der Alarmsysteme steigt meist erst nach dem ersten Vorfall.
Optimierung - ob Prozess, Maschine oder Mensch
Der Bereich der Optimierung mittels Alarmierungssystemen ist sehr breit und komplex. Wie kann man sich Optimierung im Zusammenhang mit Alarmierung vorstellen? Klingt ja, als wäre ein Alarm alles andere als optimal.
An dieser Stelle möchte ich nochmal auf meine grundlegende Definition von Alarmierung verweisen:
"Jemand oder etwas erzeugt eine Meldung
durch ein bestimmtes Ereignis an jemanden oder etwas."
Wenn wir diesen Grundsatz nehmen und nicht dem Alarmierungszweck zuführen, sondern als automatisierten Informationsfluss nutzen, der nach Belieben auswertbar ist, entwickeln sich neue innovative Wege, Prozesse, Arbeitsabläufe und Systemereignisse. Diese können wir lesen, um sie anschließend zu optimieren.
Betrachten wir Maschinen in einem Werk mit dem bloßen Auge, sehen wir, dass diese sich bewegen, ihre Erzeugnisse freigeben und auch ab und zu nach Wartung verlangen. Betrachte ich die Maschinen aber mithilfe des Systems, sehe ich die konkrete Auslastung und kann somit Überlast auf Produktionen mit mehr Leerlauf übertragen. Ich kann anhand Produktionsdaten eine realistische Aussage treffen, zu wann meine Aufträge fertiggestellt werden, um in den nächsten Produktionsschritt überzugehen oder die Lieferung einzuleiten. Ich kann Wartungsintervalle besser planen, Fehlermeldungen und Störungen werden dokumentiert und statistisch erfasst. So kann ich dem Techniker auch direkt ein Protokoll zur Verfügung stellen, in dem erfasst ist, wo und wann meine Produktion ins Stocken kam, sodass man das Problem gezielt angehen kann.
Betrachten wir die Prozesse, die heutzutage noch durch Menschenhand, also manuell getätigt werden und bleiben wir beim vorherigen Beispiel der Produktion. Wenn die Maschinen die Erzeugnisse fertiggestellt haben, können diese automatisiert eine Meldung an die nächste Produktionsabteilung versenden.
„Karosserie fertiggestellt, bereit zum Lackieren.
X befindet sich im Lagerort Y auf Platz Z“.
In vielen Fällen muss jemand den Hörer in die Hand nehmen, den Kollegen anrufen, alles durchgeben und beide sind möglicherweise aus ihrem Arbeitsfluss gerissen. Übergabefehler oder erhöhte Leerlaufzeit durch Abwesenheit können durch nachhaltige Systemmeldungen vermieden werden.
Betrachten wir den Informationsfluss, der durch das Alarmierungssystem fließt, kann man unternehmensweit statistisch Daten erfassen und somit Potenziale fördern, die im Alltag nicht erkennbar sind.
Alarmierung, oder besser gesagt: Optimierung
Unterm Strich ist ein Alarmierungssystem das Allroundtool im Unternehmen. Es sorgt für Sicherheit, hat stets ein Auge auf meine Prozesse und sagt mir, an welcher Stelle ich mein Geschäft weiterentwickeln kann. Persönlich würde ich sogar vorschlagen, die Umbenennung in „Optimierungssystem“ durchzuführen.
Was brauche ich hierfür?
Das Alarmierungssystem selbst, aber zunächst einen kompetenten Partner, der mir die Wege aufweist, die ich mit meiner Unternehmung einschlagen kann.
Autor: Adam Markwiok, Communication Solutions