„Harmony OS“
Gibt US-Präsident Donald Trump den Weg für ein neues Smartphone-Betriebssystem frei?
Voraussichtlich Mitte November soll nun eine Android-Sperre für den chinesischen Konzern Huawei in Kraft treten, die es amerikanischen Unternehmen wie Google zukünftig untersagt, Huawei-Geräte mit Updates zu versorgen oder weitere Geschäfte mit dem chinesischen Konzern zu tätigen. Huawei darf noch bis zum Ablauf der Frist „Google Play Store“ und andere Google-Dienste vorinstallieren, ab November nicht mehr.
Huawei scheint gelassen darauf zu reagieren, mehr noch nimmt der Konzern diese Drohung als Motivation, ein völlig neues, eigenes Betriebssystem zu entwickeln und es in rasender Geschwindigkeit, wie nicht anders von den Chinesen gewohnt, auf den Markt zu bringen.
Hintergrund des Konfliktes ist eine Anschuldigung der US-Regierung, in der Technologie des chinesischen Herstellers bestehe ein Sicherheitsrisiko und Huawei betreibe Spionage für die chinesische Regierung.
Der Begriff „Harmony OS“ könnte für Donald Trump und seine kontrovers diskutierte Handelspolitik zum Eigentor werden. Denn, sollte sich herausstellen, dass „Harmony OS“ sich als eine vollwertige Alternative zu Android und iOS darstellt, könnte das chinesische Betriebssystem demnächst auch für andere Hersteller auf dem Weltmarkt interessant werden. Huawei kündigt jetzt schon an, dass ihr neues Betriebssystem global zugänglich sein soll. Das dürfte für andere Smartphone-Hersteller eine interessante Nachricht sein, die vor allem Google gar nicht schmecken wird. Das chinesische Betriebssystem wird, wie Android, quelloffen sein. Android durch „Harmony OS“ auf chinesischen Smartphones zu ersetzen, ist für die Chinesen keine Herausforderung und kann binnen kürzester Zeit umgesetzt werden, gibt der Konzern forsch bekannt.
Bleibt für Google und indirekt auch Apple zu hoffen, dass im Handelskonflikt zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping eine Einigung erzielt wird. Denn es ist möglich, dass die Drohung, Huawei die Ausstattung mit Googles Android und deren Dienste zu verweigern, ein Schritt sein kann, das US-Wirtschaftsvolumen zukünftig zu schmälern. Es ist bekannt, dass die Chinesen mittlerweile gute Technologien liefern können und das Duopol von Android und iOS gefährden können. Diese Tatsache wird Donald Trump und seinen Wirtschaftsberatern hoffentlich bewusst sein, fängt die US-Wirtschaft doch gerade erst wieder an, sich zu erholen.
Aber auch Huawei kann sich nicht zurücklehnen. Sicher kann der chinesische Smartphone-Markt, immerhin der größte der Welt, mit „Harmony OS“ ausgestattet werden. Aber es bleibt zu berücksichtigen, dass Huawei erst einmal die vielen App-Entwickler für „Harmony OS“ gewinnen muss, die heute für Android und iOS entwickeln. Denn ohne eine App-Alternative zu den beiden aktuellen Betriebssystemen wird weder der chinesische, noch der Weltmarkt von dem neuen Betriebssystem zu überzeugen sein.
Für die US-Unternehmen ist Huawei aber nicht nur ein Smartphone-Lieferant sondern auch ein wichtiger Ausstatter für Mobilfunknetze. Huawei ist immerhin der weltgrößte Ausrüster von Mobilfunknetzen. Dieses dürfte auch hinsichtlich des Baus des 5G-Netzes zu berücksichtigen sein. Geht das überhaupt ohne Huawei und ohne, dass die USA dadurch ins „good old America“ abdriften?
Fazit: Donald Trump und Xi Jinping sollten sich besinnen und gemeinsam verhandeln, wie der Welthandel in einem Gleichgewicht gehalten werden kann. Zusätzlich ist zu bemerken, dass weitere gute Alternativen den Handel bereichern und die ständige Weiterentwicklung beleben.
Autor: Holger Lindemann, Communications Solutions